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Workshop: W33 - Kapitalismus frisst Feminismus
Angesichts der aktuellen Vielfachkrisen hat Kapitalismuskritik Hochkonjunktur – auch in feministischen Diskursen. Die feministische Kapitalismuskritik trifft allerdings auf einen rechten Antikapitalismus, der sich unter dem Etikett „Antigenderismus“ mit einem aggressiven Antifeminismus verbindet. Traditionell hat allerdings auch linke Kapitalismuskritik eine mehr oder minder deutlich antifeministische Tendenz, indem die Geschlechterverhältnisse ausgeblendet oder in den Status eines Nebenwiderspruchs versetzt werden. Feministische Kapitalismuskritik beharrt demgegenüber auf der grundlegenden Bedeutung hierarchischer Geschlechterverhältnisse für die kapitalistische Konstruktion, Organisation und Regulation von Arbeit, Ökonomie und Staat. Welche Bedeutung hat aber der Wandel der Geschlechterverhältnisse als Konsequenz der Emanzipationsbewegungen von Frauen für die aktuelle Reorganisation der kapitalistischen Wirtschaftsweise und Herrschaftsverhältnisse? Oder verliert sich in der aktuellen „Ära der Transformation“ die Spur der Frauenbewegungen unter der totalen Dominanz der (post)kapitalistischen Verwertungslogik?
In der Tradition sozial-emanzipatorisch orientierten politischen Denkens und Handelns verfolgt Kapitalismuskritik auch immer die Frage nach Widersprüchen und Widerständen in der Reproduktion der kapitalistischen Wirtschaftsweise und Herrschaftsverhältnissen, an denen politisches Handeln anknüpfen kann. Die rechte Kapitalismuskritik zielt auf ihre politischen Konsequenzen: Nationalismus, Autoritarismus, Rassismus, Antigenderismus; die linke Kapitalismuskritik unterliegt demgegenüber einer tiefen Verunsicherung der durch sie (realistischerweise) zu befördernden politischen Alternativen und versinkt zumindest teilweise in Melancholie. Diese Tendenz lässt sich auch in Teilen der feministischen Diskursen beobachten; immerhin wird dort aber der Anspruch auf Praxisrelevanz aufrechterhalten.
Im Workshop sollen exemplarisch verschiedene Muster der Kapitalismuskritik a) hinsichtlich ihrer internen Auseinandersetzung mit Geschlechterverhältnissen und Feminismus sowie b) hinsichtlich ihrer politischen Implikationen und Konsequenzen diskutiert werden.
Info
Day:
2016-08-05
Start time:
15:00
Duration:
03:00
Room:
Raum 15
Organization:
Track:
Politik
Language:
de
Links:
Concurrent Events
Speakers
Kurz-Scherf, Prof. Dr. Ingrid |