Workshop: Das Verhältnis von EU und China

auf dem Hintergrund globaler Machtverschiebungen und die aktuelle Kontroverse um Chinas Großprojekt der „Neuen Seidenstrasse“

Die Außenpolitik der EU befindet sich gerade gegenwärtig in einem größeren Wandlungsprozeß. Das zeigt sich nach dem Brexit, wie unter Trumps „Make Amerika great again“ und in Folge konkreter, nach der US-Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran aber auch im Verhältnis zum ökonomischen Aufstieg Chinas. Das Transatlantische Bündnis stellt sich zusehens in Frage, insbesondere wenn die USA als verbliebene, militärische Supermacht ihren zunehmenden ökonomischen Abstieg u.a. gegenüber China - global lebensbedrohlich - scheinbar nicht wahrhaben möchte.
Doch die globalen Machtverschiebungen Chinas auch zu Europa sind nicht neuartig. So gab es historisch über viel längere Zeitphasen nicht die Zentralität Europas, sondern Asiens und insbesondere Chinas, wobei sich mindestens von 1400 bis 1800 die politische Macht, ökonomische Innovation und soziale Stabilität im Weltmaßstab auf Asien/China konzentrierte. Dies machen, jenseits der eurozentrischen Sichtweise, die weltsystemtheoretischen Erklärungsansätze von Andre Gunder Frank deutlich. Davon ausgehend wären dann womöglich auch Marx‘ Vorstellungen von einer „asiatischen Produktionsweise“ oder „asiatischem Despotismus“ eine Variante der „angemaßten europäischen Überlegenheit“.
Müssen wir unter dem erneutem Wandel von heutigen Macht¬verschie¬bung¬en nicht auch neu denken ? An dem ökonomischen Großprojekt Chinas mit der Bezeichnung „Neue Seidenstrasse“, dass über 1 Billion Dollar Investitionen umfasst, lassen sich konkret die Ausmaße außenwirtschaftlicher Veränderungen im Verhältnis Chinas gegenüber Europa aufzeigen. Welche Bereiche sind berührt, welche Strategien sind in diesem Projekt sichtbar und wie geht die EU damit um?
Kommt es bei den vorhandenen, gigantischen Waffenarsenalen zunehmend zur Konfrontation oder ist nicht gerade auf dem Hintergrund der Globalwirtschaft die Einsicht von Nöten, dass nun von einem „asiatischen 21. Jahrhundert“ auszugehen ist? Wie können unter einer solchen weltsystemtheoretischen „TINA-Voraussetzung“ dennoch emanzipatorische Möglichkeiten des gemeinsamen, friedlich-sozialen und ökologisch-nachhaltigen Lebens in der Welt erfaßt und auf den Weg gebracht werden ?

Zunächst wird das Verhältnis vor dem Hintergrund globaler Machtverschiebungen im historischen Kontext betrachtet, vom weltsystemtheoretischen Erklärungsansatz Andre Gunder Frank’s ausgehend - jenseits von Eurozentrismus.
Am ökonomischen Großprojekt „Neue Seidenstraße“ lassen sich konkret die Ausmaße außenwirtschaftlicher Veränderungen im Verhältnis China - Europa aufzeigen und wie die EU damit umgeht. Welche emanzipatorischen Möglichkeiten gemeinsamen, friedlich-sozialen und ökologisch-nachhaltigen Lebens könnten geschaffen werden, obwohl man vom „asiatischen 21. Jahrhundert“ ausgeht?

Info

Day: 2018-10-06
Start time: 11:30
Duration: 01:45
Room: Raum 5 Organization:
Track: Kritik und Visionen
Language: de

Links:

Concurrent Events