Workshop: Agrarwende jetzt in Europa
Die breite Anwendung von Antibiotika in der industriellen Landwirtschaft führt zu einer steigenden Zahl von multiresistenten Keimen, den sogenannten Krankenhauskeimen (MRSA – Methicillin resistenter Staphylococcus aureus). „Multiresistente Keime aus der Landwirtschaft werden in Besorgnis erregendem Ausmaß auf den Menschen übertragen. Dadurch werden unsere Antibiotika zunehmend wirkungslos“, so Prof. Buchner.
Jedes Jahr sterben weltweit – in steigendem Maße – Menschen an Infektionen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Wenn gegen diesen Umstand nicht schnellstens etwa unternommen wird, könnten nach einer Studie des Universitätsklinikums Berliner Charité im Jahr 2050 weltweit mehr Menschen an Antibiotikaresistenzen sterben als an Krebs.
„In der Massentierhaltung werden große Mengen Antibiotika vorbeugend eingesetzt. Wegen der nicht artgerechten Tierhaltung würden die Tiere ansonsten krank werden. Die dadurch entstehenden multiresistenten Keime gelangen über die Gülle auf die Felder und damit auch ins Grundwasser“, klärt der ÖDP-Politiker auf. Ein Mensch, der mit dem Keim besiedelt ist, zeigt in der Regel keine Krankheitssymptome. Überträgt er jedoch diesen Keim auf einen kranken oder geschwächten Menschen (überwiegend im Krankenhaus oder anderen medizinischen Einrichtungen), führen solche Infektionen immer häufiger zu Multiorganversagen mit Todesfolge.
Doch die verantwortlichen Politiker verschließen die Augen und unternehmen viel zu wenig. Viele aus Ahnungslosigkeit, viele vor allem aus Gründen des wirtschaftlichen Profits in ihrer Region und aus Sorge um die Arbeitsplätze. „Mitteilungen, nach denen der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft verringert wurde, sind irreführend. Es werden von den Tierärzten zwar geringfügig weniger Tonnen Antibiotika verschrieben, dafür setzen sie nun aber hochwirksame Breitband-Antibiotika ein, welche viel stärker wirken“, so der Europaabgeordnete.
Der ÖDP-Politiker fordert ein Umdenken in Politik und Gesellschaft. „Wir müssen wegkommen von der industriellen Landwirtschaft. Als Sofortmaßnahme fordere ich ein Verbot von Reserve-Antibiotika in der Landwirtschaft, außerdem muss untersagt werden, dass Medikamente an gesunde Tiere verabreicht werden. Stattdessen muss man zurückkehren zu einer artgerechten Tierhaltung auf Weiden. Die Förderung von Großmastanlagen muss eingestellt werden, letztendlich müssen wir die Abschaffung der Massentierhaltung anstreben, indem man eine verbindliche Festlegung der Agrarfläche pro Tier festschreibt.“
Im Rahmen des Workshops wollen wir die Rolle der EU beim Thema Agrarpolitik unter die Lupe nehmen. Besonders in den Fokus rücken wir die Inhalte der Freihandelsabkommen. So steht etwa zu erwarten, dass durch Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten noch mehr Soja für die Tierzucht eingeführt wird, wodurch noch mehr Regenwald abgeholzt wird. Auch der Import von Rind- und Hühnerfleisch aus Massentierhaltung wird zunehmen. Letzteres ist zu einem guten Teil mit antibiotika-resistenten Keimen belastet. Außerdem sind Passagen im Abkommen zu Menschenrechten oder Klimaschutz nicht bindend.
Info
Tag:
06.10.2018
Anfangszeit:
09:15
Dauer:
01:45
Raum:
Raum 3
Organization:
Track:
Kampagnen und Projekte
Sprache:
de
Links:
Gleichzeitige Events
ReferentInnen
Prof. Dr. Klaus Buchner |